Südafrika Weine

bei den Gewinnern

Kaum zu glauben, Südafrika rückt Jahr zu Jahr immer weiter nach vorne im Ranking. KapWeine sei Dank, stieg 2022 der Import der südafrikanischen Weine um sagenhafte 5% gegenüber Vorjahr. 

Um so fantastischer sind die Zahlen, denn 2022 gab es bei den Rotwein-Importen einen Rückgang um 10.6 Millionen Liter. Lediglich die Weisswein-Importe nahmen um 1% zu. So betrug die Gesamteinfuhr aller Weine in der Schweiz knapp 150 Millionen Liter.

Wir analysieren, erklären und relativieren die Hintergründe des Weinimports Südafrikas gegenüber den restlichen Weinimporten in der Schweiz. Spannende Zahlen, Fakten und gelungene Errungenschaften.

Rückblick 2021/2022

Die bemerkenswert niedrigen Importe im Jahr 2022 sind darauf zurückzuführen, dass die Ernten in Spanien und Frankreich im Jahr 2021 geringer ausfielen, was zu Versorgungsproblemen mit Verpackungsmaterial und zu erwarteten Preissteigerungen führte. 

Auch in Südafrika fiel die Produktion im Jahr 2022 um 5.5% geringer aus. Gerade in Südafrika waren die Abnahme der Rebflächen, ein witterungsbedingter Krankheitsdruck und Hitzewellen in manchen Weinregionen der Grund dafür. Darüber hinaus hatte Südafrika mit «load-shedding» zu kämpfen, was zu grossflächigen Unterbrüchen der Stromversorgung führte und die Ernten, respektive die Vinifizierung sowie die Kühlung der Weine gefährdete. 

Um diesen Blackouts entgegenzuwirken, nutzten viele Weinproduzenten Notstromaggregate, was wiederum zu grossen Ausgaben in der Versorgung führte. Zur Freude der Winzer haben die reichhaltigen Trauben die Einbussen übertroffen. Denn der Fünfjahresdurchschnitt von 1.346 Millionen Tonnen wurde im Jahr 2022 übertroffen. Die Kühle Vegetation und gemässigte Witterungsbedingungen in den meisten Regionen bis zur Ernte sorgte für ein gleichmässiges Wachstum. Vorallem waren die Pflanzen mit ausreichend Wasser versorgt, wodurch sich der neue Jahrgang durch eine besonders aromatische Frucht, moderate Säurewerte und ausgereifte Farb- und Gerbstoffe auszeichnet.

Der starke Wechselkurs des Schweizer Frankens führte dazu, dass sich die Importeure noch immer mit 158,5 Millionen Litern eindeckten, die bis zum Jahresende 2021 die Grenze überquerten und damit den Zehnjahresdurchschnitt von 155,1 Millionen Litern übertrafen. Auch der südafrikanische Weinimporteur KapWeine verzeichnete im Jahr 2022 stolze 268’904 Liter an Weinimporten und schrieb ein Plus von 12’144 Litern.  Ein Trend der nun schon seit mehreren Jahren in Folge anhält und das Kaufinteresse südafrikanischer Weine bekundet. 

Unter den Top 10 Importeuren mit dabei sind die vier grössten Einzelhändler und Discounter Coop, Denner, Lidl und Aldi die im Jahr 2022 65.5% aller Importe ausmachen. Doch auch diese sind gegenüber Vorjahr um 1.3% geschrumpft. Hingegen Bataillard, Rütishauser-DiVino und die Weinkellereien Aarau zur deutlichen Mengensteigerung in den Top 10 geführt haben. Aber auch andere Fachhändler wie die KapWeine verzeichneten einen Anstieg der Verkäufe.  

Doch worin unterscheiden sich Weinimporte?

Wo kleine Fachhändler sich in einer Nische bewegen, eine kleine fokussierte Zielgruppe ansprechen und diese mit kleineren Flaschen-Mengen bewirtschaften, versorgt der Grosshandel alles im Grossformat. So gehört zu einem Grossteil der Importe Offenwein (Bulk Wine), welcher nämlich in grossen Gebinden an Abfüllbetriebe, Händler oder Weiterverarbeiter verkauft wird. Dazu gehören auch Grosstanks oder Tankfahrzeuge, die als handelsüblichen Wein oder Verarbeitungswein für die Herstellung von Fertigfondue, Schaumwein, Spirituosen oder Wermut verwendet werden. 

Gemäss Schweizerischer Weinzeitung wurden im Jahr 2022 in der Schweiz 45.8 Millionen Liter Bulk-Wine Importiert, was knapp einem Drittel aller Wein-Exporte entsprach. So kostete der Liter Bulk-Wine Rot im Schnitt 1.78 Franken und Weiss im Schnitt CHF 1.35, respektive aus Spanien 63 Rappen, aus Italien 1.73 Franken, aus Frankreich 1.90 Franken, aus Deutschland 1.63 Franken und aus der USA 2.30 Franken.

Im Vergleich: KapWeine importierte im Jahr 2022 268’904 Liter als Flaschenweine, mit einem durchschnittlichen Literpreis von 15 Franken. Dies relativiert die grossen Mengen bei den grössten Weinimporteuren. Denn es ist bekannt, dass Bulk-Wine von folgenden Vorzügen profitieren: Billiger Transport, tiefere Zollsätze, günstigerer Wein, keine Abfüllkosten, Möglichkeit des Verschnitts oder von Korrekturen, weniger CO2-Ausstoss, Abfüllung vor Ort unter der eigenen Marke möglich. 

Auch der Kassensturz berichtete im September 2015, dass Kunden im Weingeschäft zwischen der Originalabfüllung des Weinguts und der Eigenmarke der Händler wählen können. Geschmacklich nicht zwingend ein Unterschied, preislich jedoch deutlich. Der Wein der Eigenmarken kommt häufig in Tanks in die Schweiz und wird hier abgefüllt, wodurch Händler hohe Margen erzielen können. 

Bulk Wine
Warum setzen nicht alle Importeure auf Bulk Wine?

Gründer und CEO Andy Zimmermann von der KapWeine erklärt: 

Wenn man die südafrikanische Struktur bei den Weingütern anschaut, dann fällt einem auf, dass es keine Südafrikanischen Global Brands gibt, die mit vollem Marketing-Push den Weltmarkt (mit oft fraglichen Weinqualitäten) versorgen. Daher ist der südafrikanische Wein zumindest in der Schweiz nicht an vielen Orten anzutreffen. Dies hat jedoch absolut gar nichts mit der Qualität der Weine zu tun, sondern viel mehr mit dem ehrlichen Ansatz von Weinqualität und gutem Preis-Genuss Verhältnis. 

Ein weiterer Aspekt ist die Grösse der Weingüter in Südafrika. Genaue Zahlen sind nicht bekannt aber wenn man die Rebfläche der 536 Weingüter per 2022 (1996 waren es erst 295 und im Jahr 2000 bereits 355) anschaut wird einem schnell klar, dass die Mehrheit der Farmen mit ca. 30 ha bis 100 ha Rebfläche ausgestattet sind. Etliche Spitzen-Weingüter operieren sogar auf kleineren Flächen (5 ha bis 20 ha) und ein paar grössere Weinfarmen verfügen über eine Rebfläche von 100 ha bis 200 ha. Darauf finden sich aber oft mehr als 10 verschiedene Rebsorten wieder. Bei einem Ertrag von ca. 5 t bis 10 t Trauben pro Hektare werden daraus ca. 5’000 bis 10’000 Flaschen pro ha (je nach Rebsorte) gekeltert. 

123 Produzenten sind als Estate registriert. Dies bedeutet, dass diese Produzenten nur Traubengut von Ihrer Farm unter dem Estate Etikett abfüllen dürfen. Für alle Weine, die exportiert werden sollen, muss eine Ausfuhrlizenz erteilt werden. Proben jeder Weinpartie, die für das Ausland bestimmt sind, werden an das Wine & Spirit Board in Nietvoorbij, Stellenbosch, geschickt, wo sie detaillierten Verkostungstests und chemischen Analysen in den Labors unterzogen werden, bevor Lizenzen erteilt werden. Jede Flasche wird vom Wine & Spirit Board mit einem offiziellen Siegel versehen, das bestätigt, dass die Angaben auf dem Etikett bezüglich Herkunft, Jahrgang und Rebsorte wahr sind. Südafrika ist weltweit führend in Bezug auf ökologische Nachhaltigkeit und regulierte Produktion Integrität. 

Es ist anzumerken, dass es kaum eine Weinfarm gibt, die ihre gesamte Produktion in Flaschen abfüllt. Meist werden die schlechteren Qualitäten als Offenwein an die vielen Grossisten verkauft, die ohne eigene Rebflächen Wein abfüllen und unter Fantasienamen verkaufen. Viel Offenwein wird auch in Tanks exportiert und im Bestimmungsland vom Importeur abgefüllt. Meist handelt es sich da um günstige Weine, die eine entsprechende Qualität aufweisen. Ökologisch ist dieses Verfahren aber sehr sinnvoll.

Südafrika bildet im Vergleich zu den übrigen Neuen Welt Produzenten (vielleicht mit der Ausnahme von Neuseeland) den Produzenten Status, welcher am ehesten gleicht. Das heisst, viele kleine Produzenten produzieren Kleinstmengen an Top-Weinen. In Südafrika liegen die Abfüllmengen bei den Spitzenweinen oft bei 6’000 bis 12’000 Flaschen, oft auch weit darunter. Ein paar wenige Weinfarmen produzieren gar bis zu 50’000 Flaschen von Ihren Top-Weinen, aber das ist eher eine Seltenheit. Im Bordeaux gibt es im Vergleich etliche Produzenten, die in der Lage sind, über 200’000 Flaschen ihrer Spitzenweine zu keltern. Da muss Südafrika erst noch hinkommen – das braucht Zeit (und Geld) für Neupflanzungen, verbunden mit Geduld im Rebberg. Dazu kommt, dass die Stilistik der Weine aus Südafrika, die klimatisch bedingt so vielfältig sind wie das Land selbst. Des Weiteren gibt es eine grosse Breite an Traubensorten kombiniert mit den kleinen Produktionsmengen pro Wein, was eine allgemeine Vermarktung schwierig macht.

Bei KapWeine verfolgen wir den Ansatz einer nachhaltigen Vermarktungsstrategie. Wir wollen gemeinsam mit den Weingüter und  dem Weinmacher die Weine Südafrikas populärer und bekannter machen. Denn wie bereits erwähnt, spricht die Qualität und die Preisleistung ganz klar für den Erfolg der südafrikanischen Weine. Dass es noch eine Weile andauern wird, bis alle Wein-Konsumenten davon Kenntnis haben, das wissen wir. Doch auch andere Wein-Länder haben klein angefangen und erfreuen sich heutzutage am Prestige. Das kann Südafrika auch, um so wichtiger, dass wir Qualitätswein als Flasche anbieten.

KapWeine Ranking
  • Platz 53 – 2022 mit 268’904 Liter
  • Platz 54 – 2021 mit 256’760 Liter
  • Platz 57 – 2020 mit 218’310 Liter
  • Platz 82 – 2019 mit 131’283 Liter
  • Platz 98 – 2018 mit 119’183 Liter
Weinproduktion International
  • Platz 1 – Italien mit 19.3%
  • Platz 2 – Frankreich mit 14.5%
  • Platz 3 – Spanien mit 13.6%
  • Platz 8 – Südafrika mit 4.1%
Schweizer Weinimporte 2018 bis 2022
  • 2022 – 38.405 Mio. Liter Weisswein + 109.587 Mio. Liter Rotwein
  • 2021 – 38.120 Mio. Liter Weisswein + 120.175 Mio. Liter Rotwein
  • 2020 – 35.965 Mio. Liter Weisswein + 118.248 Mio. Liter Rotwein
  • 2019 – 35.884 Mio. Liter Weisswein + 113.986 Mio. Liter Rotwein
  • 2018 – 35.599 Mio. Liter Weisswein + 114.338 Mio. Liter Rotwein
Weinimport nach Gruppen
  • 1-10 grössten Importeure 2022 mit 65.5%
  • 11-25 grössten Importeure 2022 mit 10.9%
  • 26-50 grössten Importeure 2022 mit 8.1%
  • 51-100 grössten Importeure 2022 mit 5.9%
  • >101 andere Importeure 2022 mit 8.7%
Import Offenweine Rot – Top 5 Länder
  • Spanien 2022 – 5.259 Mio. Liter Rotwein à 70 Rappen mit 7%
  • Italien 2022 – 127.640 Mio. Liter Rotwein à 1.80 Franken mit 47%
  • Frankreich 2022 – 100.011 Mio. Liter Rotwein à 1.90 Franken mit 39%
  • Deutschland 2022 – 0.471 Mio. Liter Rotwein à 1.70 Franken mit 2%
  • USA 2022 – 1.160 Mio. Liter Rotwein à 2.30 Franken mit 5%
Import Offenweine Weiss – Top 5 Länder
  • Spanien 2022 – 3.957 Mio. Liter Weisswein à 50 Rappen mit 16%
  • Italien 2022 – 2.140 Mio. Liter Weisswein à 1.10 Franken mit 19%
  • Frankreich 2022 – 2.859 Mio. Liter Weisswein à 1.90 Franken mit 43%
  • Deutschland 2022 – 0.939 Mio. Liter Weisswein à 1.60 Franken mit 12%
  • Südafrika 2022 – 2.322 Mio. Liter Weisswein à 60 Rappen mit 11%